Neuer Kurs nach Muster des Ausbildungsmodells der Harvard Medical School

9 November 2021

Im letzten Semester startete an unserer Fakultät ein neuer Kurs – nach Muster des Ausbildungsmodells der Harvard Medical School – mit dem Titel „Denke mit dem Kopf eines Arztes – Patienten und Fälle oder wie man das vorhandene anatomische Wissen genutzt werden kann, um klinische Fälle zu lösen“. Der Kurs sollte sowohl auf Ungarisch als auch auf Englisch beginnen, aber aufgrund der geringen Zahl ungarischer Student*innen starteten nur der Englischsprachigen Stunden. Die Neuigkeit im Kurs besteht darin, dass sie in jeder Stunde Krankheiten eines bestimmten Organsystems beinhaltet, die in einem interaktiven Format um klinische Fälle herum organisiert sind. Aufgrund der Rückmeldungen der teilnehmenden Student*innen wurde der Kurs auch in diesem Semester gestartet. Dr. József Farkas, außerordentlichen Professor im Institut für Anatomie, Leiter des Kurses, hofft, dass die Arbeit in persönlicher Anwesenheit, in ähnlicher Form, fortgesetzt wird.

 

Verfasst von Rita Schweier

 

- Sie haben persönlich an diesem Kurs in den USA teilgenommen. Die Erfahrung muss überzeugend gewesen sein, wenn Sie sich entschieden haben, die Methode an die heimische Ausbildung anzupassen.

- Das stimmt, wir hatten im Frühjahr 2019 eine Networking-Reise in den USA mit Dr. Miklós Nyitrai Dekan, Dr. Dóra Reglődi Prodekanin und Dr. Péter Maróti. Eine der Stationen dieser Reise war die Harvard Medical School. Dort haben wir mit einer ungarischen Ärztin, Dr. Kristina Fischer, Kontakt aufgenommen. Sie ist Mitarbeiterin des Instituts für Radiologie und beschäftigt sich mit der Aktualisierung von Anatomie-Curriculum, der Bildungsentwicklung und der bildungstechnologischen Forschung. Sie war diejenige, die uns diese Methode vorstellte, die sogar in Harvard neu war – sie wurde erst 2015 eingesetzt. Die Methode hat uns sehr gefallen, und wir entschieden uns, sie hier für ein Semester als Wahlpflichtfach auszuprobieren. Die Harvard Medical School ist ein großer Name im Medizinstudium, und wenn sie es geschafft haben, diese Methode zu ihrem Lehrplan zu machen, kann das nur gut sein – sie kann uns als Beispiel dienen, auch wenn die neuen Studentenpopulation sehr unterschiedlich ist.

- Was ist die Neuigkeit an diesem Kurs?

- Im Vergleich zu unserem traditionellen, vertikalen System mit Voraussetzungen ist ihr System völlig anders. Sie lassen die Student*innen über viel mehr Dinge entscheiden, ihre Kommunikation ist weniger einseitig und sie haben wenigere Vorlesungen. Theoretische Kenntnisse müssen sich die Student*innen zu Hause aneignen – und gehen anschließend in den Unterricht, wo sie anhand konkreter klinischer Fälle und Problemstellungen die relevante Anatomie, Physiologie und Pharmakologie diskutieren. Die Student*innen sind aktive Teilnehmer des Kurses, sie können nicht ruhig in der Ecke sitzen – sie müssen über die Fragen nachdenken. Sie befassen sich mit den charakteristischen Erkrankungen jedes Organs: Wenn es zum Beispiel um die Lunge geht, wird die Stunde um die Lungenentzündung oder Lungentumore gebaut. Das Prinzip selbst ist nicht neu; trotzdem ist es ein wichtiges Ereignis, das bestehende System zu modifizieren und neue Ideen in ihren Studienplan implementieren zu können.

- Hatten Sie Schwierigkeiten, während des Nachdenkens und Organisation des Kurses?

- Ja, weil die Coronavirus-Pandemie es unterbrochen hat. Die Organisation begann vor der Pandemie, aber wir sind in März 2020 stehengeblieben. Nach einige Zögerung haben wir trotzdem weitergemacht, trotzdem, dass es wir wussten, dass es ohne persönliche Anwesenheit es schwieriger wird. Unsere Kollegen sind sehr agil und engagiert, und die Student*innen waren begeistert, was es uns viel bedeutete.

- Wer sind die Dozent*innen?

- Ursprünglich hatten wir mehr, aber der ungarische Kurs kam nicht in Schwung, obwohl sich die verfügbaren Plätze bei der Kursanmeldung wegen der Interaktivität des Kurses sich schnell füllten. Dann gingen die Zahlen zurück, und am Ende konnten wir den Kurs nur auf Englisch beginnen. Die maximale Teilnehmerzahl betrug 16, aufgeteilt in Vierergruppen für einige Übungen. Dr. László Czopf war für die Innere Medizin, Dr. Ágnes Sebők für Neurologie, und ich war dort für Anatomie und internistische Fragen zuständig. Der Unterricht wurde in Gruppen abgehalten, eine Sitzung bestand aus drei 45-minütigen Teilen. Dies ist ein Wahlfach für Kreditpunkte und es waren drei Sitzungen im Semester erforderlich. Die Student*innen erhielten in der Woche vor dem Unterricht Unterrichtsmaterialien, und die Ausbildung basierte darauf.

- Was können wir über die Fortsetzung wissen?

- Wir werden den Kurs sicherlich auch in diesem akademischen Jahr den Student*innen anbieten. Ich hoffe, dass wir es auch auf Ungarisch und Deutsch starten können, da wir in der Ausbildung viele Deutschstudenten hatten. Sie sind extrem offen und agil, unsere Aufgabe ist es, Dozent*innen für sie zu organisieren. Professor Dr. Zsuzsanna Nagy hat bereits ihr Interesse uns mitgeteilt, sie würde gerne mitmachen, und ich hoffe, wir können sie in Zukunft in unsere Arbeit einbeziehen. An Lehrkräften mangelt es uns nicht, jeder macht gerne mit.

- Wie fanden die Studierenden den neuen Kurs aufgrund des Feedbacks?

- Wir haben kein formelles Feedback vorbereitet, was wir in Zukunft ändern möchten. Aber nach meinen Beobachtungen hat es den Student*inne Spaß gemacht, ihr Wissen in der Praxis anwenden zu können, um Symptome zu verstehen und Entscheidungen zu treffen. Natürlich gibt es noch viele Aspekte, die verbessert werden sollen, aber ich denke, das war kein schlechter Start.

- Dieser Kurs fügt sich in das Lernkulturkonzept des Strategieplans der Medizinischen Fakultät ein. Habt ihr weitere ähnlich, neuartige Ideen?

- In den letzten zehn Jahren haben wir versucht, Neuigkeiten in die Medizinausbildung umzusetzen, wenn wir woanders etwas Gutes gesehen haben. Aus dieser Sicht hat auch die Pandemie ihre positiven Auswirkungen: Wir haben viele neue Methoden ausprobiert, die wir unter anderen Umständen nicht ausprobiert hätten. Dieser neue Kurs kann im klinischen Umfeld weiterentwickelt werden. Wir würden die Behandlung von Patienten nicht an Medizinstudenten des zweiten Studienganges überlassen, aber sie könnten in geringer Zahl die Kliniken besuchen, reale Fälle studieren und die Krankheitsgeschichte der Patienten verfolgen. Es ist schwierig, daraus einen Kurs zu machen, aber ich bin sicher, wir könnten die Möglichkeit für einen technischen Umsetzung finden.

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