Fernprogrammierung und Stammzellentherapie: Vielversprechende neue Techniken im Kampf gegen Morbus Parkinson

23 Juni 2023

Dank der revolutionären Innovation in der ganzen Region, ist an der Klinik für Neurologie in Pécs die Gehirnstimulation, die bei der Behandlung von Morbus Parkinson eine zentrale Rolle spielt, schon von der Ferne möglich. Das Leben mehrerer tausend Patienten wird dadurch vereinfacht. Die neuen Verfahren sind dringend erforderlich, da die gefürchtete Krankheit weltweit sich rasch ausbreitet. Wir unterhielten uns mit Dr. Norbert Kovács, Professor der Klinik für Neurologie in Pécs über die Ursachen der „Parkinson-Pandemie” und über die neuen Therapien, die Hoffnung machen.

Die Parkinson-Krankheit, die mit einer zunehmenden Verschlechterung der Bewegung und der manuellen Fähigkeiten, mit Schwierigkeiten beim Gehen und mit Stimmungsschwankungen verbunden ist, ist immer weniger eine seltene Erkrankung und immer seltener die Erkrankung der älteren Generation. Die Zahl der weltweit an Parkinson erkrankten Personen hat sich zwischen 1990 und 2015 verdoppelt und könnte bis 2040 auf über 12 Millionen ansteigen. Damit ist diese Krankheit die am schnellsten wachsenden neurodegenerativen Erkrankung, die mit kontinuierlichen Nervenzellen absterben abläuft.

Sogar schon junge Menschen sind schon betroffen

Obwohl Morbus Parkinson hauptsächlich immer noch die Generationen über 60 betrifft, begegnen wir immer mehrere Patienten, die viel jünger sind. Von den an unserer Klinik betreuten Patienten sind es 10 Prozent, die unter 50 Jahre sind und 24 Prozent, die unter 60 Jahre sind. Diese Altersverteilung zeigt auch, dass ein erheblicher Anteil unserer Patienten im aktiven erwerbsfähigen Alter ist. Das heißt, dass der Anstieg der Zahl der an Parkinson erkrankten Patienten nicht nur auf die alternde Gesellschaft zurückzuführen ist, sondern es gibt leider auch andere Gründe” – sagt Dr. Norbert Kovács, stellvertretender Direktor der Klinik für Neurologie der Universität Pécs und Vorsitzende der Ungarischen Wissenschaftlichen Parkinson Gesellschaft.

Eine der Hauptursachen des von den Experten „Parkinson-Pandemie” genannten Phänomens ist unumstritten die Umweltverschmutzung, da die Chemikalien, die in unseren Körper gelangen, sogar die Nervenzellen schädigen können. „Wir haben relativ viele junge Patienten, die mit verschiedenen Pestiziden oder Lösungsmittel gearbeitet haben. Bei ihren Fällen kann die Herausbildung der Erkrankung eventuell darauf zurückgeführt werden, wobei es ein internationaler Fall bekannt ist, bei dem es in das Trinkwasser eines Militärstützpunktes irgendeine chemische Substanz gelang und demzufolge stieg die Zahl der Erkrankten stark an.” – erklärt der Experte.

Den genauen Auslöser zu finden, wird auch durch eine wenig bekannte Tatsache erschwert, nämlich dass die Krankheit, wenn die Symptome auftreten, bereits sogar seit mehreren Jahrzehnten die Nervenzellen geschädigt hat, wobei sie in der Regel im Verdauungstrakt beginnt und von dort an sich langsam auf das Gehirn ausbreitet. Das Auftreten der Symptome dauert sogar danach noch mehrere Jahre, da unser Gehirn die abgestorbenen Nervenzellen heldenhaft kompensiert.

Unheilbar, aber nicht hoffnungslos

Obwohl die genauen Ursachen der Parkinson-Erkrankung bis heute nicht bekannt sind, und der Zelltod laut unserem heutigen Wissen nicht rückgängig gemacht werden kann, gibt es immer mehrere Therapien, mit denen man die Beschwerden für eine längere Zeit gelindert werden können, oder sogar ganz beseitigt werden können. Eine der wichtigsten davon ist die sogenannte Gehirnstimulation, wobei in die Kerne der tieferen Schichten des Gehirns Elektroden eingesetzt werden, die die abnorme Gehirnfunktion modulieren, die die Symptome verursachen. Die Klinik in Pécs, die als Erste diese Methode in Ungarn in Pécs eingeführt hat, führt seit 2001 solche Eingriffe aus. Demnach verfügen sie schon über eine große Menge an Daten.

Dies ist auch deshalb wichtig, da mit dem Fortschreiten der Krankheit und mit dem Absterben weiterer Nervenzellen die Stimulation eine „Feinabstimmung” erfordert. In der ostmitteleuropäischen Region ist im August 2022 aller erst in Pécs die Methoder der Fernprogrammierung möglich geworden, mit der die notwendigen Feinabstimmungen sogar in der Entfernung von mehreren hundert Kilometern ausgeführt werden können. Das bedeutet, dass die Symptome des Patienten oder deren eventuellen Verschlechterung in einer Online-Konsultation überprüft werden können und der angepflanzte Stimulator gleichzeitig über eine App in Echtzeit programmiert werden kann. Dies erspart mehrere Stunden Fahrt, was sowohl für ältere Patienten, derer Mobilität oft schon eingeschränkt ist, als auch für jüngere Patienten, die noch arbeitsfähig sind, eine große Erleichterung darstellt.

Über den großen chirurgischen Eingriff erfordernden Tiefenhirstimulation hinaus sind immer mehr kleinere interventionelle Therapien erreichbar. Dazu gehört auch zum Beispiel die Einpflanzung von einer subkutanen Pumpe, die durch die Abgabe von Wirkstoffen die Symptome verringert, und dabei die Dauer der Symptomfreien Perioden durch Medikalisierung deutlich verlängern kann. Und die Zeit arbeitet schließlich nicht nur für die Krankheit.

„Viele neue Medikamente sind in der letzten Zeit verfügbar geworden und es werden in der nahen Zukunft auch weitere verfügbar sein. Eines davon wird schon seit Längerem bei der Behandlung von Diabetes angewendet und vor Kurzem hat es sich herausgestellt, dass es auch bei Morbus Parkinson das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Darüber hinaus laufen mehrere vielversprechende Versuche mit Medikamenten, die das Absterben der Nervenzellen verlangsamen oder aufhalten sollen. Die Forschungen im Bereich Stammzelltherapie bekommen dadurch auch neue Impulse, und könnten in einigen Jahren eine realistische Option sein. Morbus Parkinson ist ohne Zweifel auch heutzutage eine ernste Krankheit, aber für die Betroffenen besteht die Hoffnung, in der nahen Zukunft neben dem Erhalt ihres Zustands sogar eine Chance auf Besserung oder Heilung gibt.” – fasste Norbert Kovács zusammen.

Kontakt, Interview-Anfrage:

  • Viktor Harta, Universität Pécs, Medizinische Fakultät, Büro für PR und Kommunikation
  • E-Mail: viktor.harta@aok.pte.hu Telefon: +36304898385

Foto:

Pixabay.com