Ein Orthopäde aus Pécs könnte der nächste ungarische Astronaut werden

16 Juni 2022

Von zweihundert Bewerbern blieben rund zwei Dutzend in den strengen Auswahltests der Europäischen Weltraumorganisation und des HUNOR-Programms drinnen. Plan ist, dass 2024 ein ungarischer Astronaut die Internationale Raumstation besuchen soll. Einer der Auserwählten ist dr. Ádám Schlégl Assistenzprofessor, Facharzt an der Orthopädischen Klinik der Universität Pécs. Seine Motivation sind die geplanten Experimente und deren wissenschaftliches Potenzial sowie der bis heute anhaltende Abenteuerwunsch aus seiner Kindheit.

 

Verfasst von Viktor Harta

 

Der Start des Programms HUNOR (Hungarian to Orbit) wurde im Herbst 2021 von Orsolya Ferencz, Ministerialkommissarin für Weltraumforschung im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, angekündigt. Das fast 100 Millionen Dollar Programm wählt ein wissenschaftliches Projekt aus, das im Weltraum umgesetzt werden soll, sowie den ungarischen Forschungsastronauten, der 2024, wenn alles nach Plan läuft, für eine einmonatige Mission zur Internationalen Raumstation (ISS) reisen würden. Basierend auf den Informationen auf kormany.hu ist der Auswahlprozess in Übereinstimmung mit der Astronautenrichtlinie der ESA mit der Europäischen Weltraumorganisation (Astronaut Policy) zusammen. Die Tests umfassen seriöse physische und psychologische Tests und professionelle Bewertungen

Die Bewerbungen für die zukünftige Astronauten waren bis zum 31. Januar 2022 möglich. Bis zu diesem Datum gingen über 240 gültige Bewerbungen ein, und nach der ersten Bewertungsrunde gelangten 100 in der nächsten Phase des Auswahlverfahrens. In der zweiten Phase hat etwa die Hälfte der Gruppe bestanden. Jetzt sind noch etwa zwei Dutzend daraus im Wettbewerb, darunter dr. Ádám Schlégl Assistenzprofessor, Facharzt an der Orthopädischen Klinik.

„Bereits vor dem ersten Schritt des Ausfüllens des Online-Tests gab es einen Filter, der die grundlegenden Anforderungen an die körperlichen Eigenschaften der Aspiranten bestimmte “- sagte Dr. Ádám Schlegl. „Wer diese Anforderungen erfüllte, konnte den Online-Test starten, der die notwendigen Grundkenntnisse prüfte. Wir hatten zwei Wochen Zeit, um den Test – meistens mit Fragen aus den Naturwissenschaften – zu füllen und die Module konnten nach und nach begonnen werden.“

Diejenigen die den ersten Tests am besten bestanden haben konnten in die zweite Runde aufgenommen werden, in der die Bewerber psychometrischen und psychologischen Tests unterzogen wurden. Darunter auch Dr. Ádám Schlégl. Wie er sagte, erfordert die Mission solche Persönlichkeiten, die auch unter Druck ausgeglichen und ruhig sind und deren gute Urteilsfähigkeit unter Stress nicht versagt. Sie müssen kreativ sein, fähig für die Multitasking, sollen Entscheidungen schnell und sicher auf der Grundlage verfügbarer Informationen treffen und außerdem gute Teamplayer sein, die es dennoch ausstehen, weit weg von ihren Familien und außerhalb ihrer Komfortzone zu sein.

„Die erste Runde der psychometrischen und psychologischen Tests wurde in Hamburg organisiert. Schwerpunkte lagen auf Logik, Gedächtnis, räumlicher Orientierung, naturwissenschaftlichem Wissen und gute Englisch Kenntnisse, wobei letzteres für zukünftige Astronauten äußerst wichtig ist. 26 Personen kamen zwischen Ende Mai und Anfang Juni in die zweite Runde in Köln. Neben dem Ausfüllen von Tests haben wir an Interviews, Partner- und Gruppenarbeiten teilgenommen, so konnte man unsere Kompetenzen einschätzen. Als nächste Schritte stehen körperliche und gesundheitliche Untersuchungen an, für die wir eine fliegerärztliche Zulassungsbescheinigung vorlegen müssen. Ich hoffe, dass ich die Kriterien dieses Abschnitts ohne Probleme bestehen werde, aber nur um sicherzugehen, habe ich kürzlich mein Trainingsprogramm erhöht “, fügte Dr. Ádám Schlégl, der seit seinem 5. Lebensjahr Kampfsport betreibt. Der erste Teil des nächsten Schrittes findet in Ungarn statt und wird ab September in Deutschland fortgesetzt und die Ergebnisse werden voraussichtlich im Herbst bekannt gegeben.

Bewerber des HUNOR-Programms müssen noch einige weitere Stationen bestehen, bis nur noch zwei Personen übrigbleiben: ein Astronaut und der Ersatzmann. Sie werden einem etwa sechsmonatigen Training in den Vereinigten Staaten von Amerika in Houston unterzogen, das von Axiom Space Inc. organisiert wird. Dieses Training wird Simulationen (Parabelfliegen, mehrere Stunden Unterwassertraining) umfassen, um sie auf die Raumfahrt und das Leben an der Internationalen Raumstation vorzubereiten. Der Astronaut wird auch an den notwendigen Spezialtrainings in den Trainingszentren von Axiom Space Inc. und der NASA teilnehmen.

„In den Weltraum zu gehen, ist vielleicht das größte Abenteuer, und Erfahrung, die ein Mensch erleben kann. Fast alle Kinder haben einen Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich sehr für den Weltraum interessieren. Viele verlieren dieses Interesse am Ende, aber das war bei mir nicht der Fall, ich bin immer noch ein Weltraumfan. Außerdem motivieren mich die durchzuführenden Experimente und deren wissenschaftliches Potenzial sowie der Wunsch nach Abenteuern.“ - sagte der Kliniker.

Wie er sagte, gibt es noch ein paar andere Ärzte in der Auswahl, aber soweit er weiß, ist er der Einzige von ihnen, der noch im Wettbewerb ist und auch aktiv praktiziert, aber es ist noch ein Forschungsarzt und Biologe dabei. Zu den ausgewählten Personen gehören Ingenieure, Mediziner und Astronomen, sowie ein Biologe und Taucher-Archäologe. Dr. Ádám Schlégl betonte, dass bei der Auswahl vor der endgültigen Entscheidung nicht der Durchschnitt der Teilpunkte berücksichtigt wird, sondern die Personen, die in allen beteiligten Bereichen leistungsfähig genug und ausreichend sind.

Fotos:

Kormány.hu/KKM

Ádám Schlégl