„Absolvent*innen der Medizinischen Fakultät in Pécs können sofort in Krankenhäusern in Westdeutschland eingesetzt werden.“

1 Oktober 2025

Im September haben 157 Student*innen ihr Studium im deutschsprachigen Studiengang der Medizinischen Fakultät in Pécs begonnen, davon 115 in der Allgemeinmedizin und 42 in der Zahnmedizin. Diese Zahl ist geringer als in den vorigen Jahren, was jedoch nicht auf Änderungen im Ausbildungsangebot in Pécs, sondern auf äußere Umstände zurückzuführen ist. Die Erfahrungen des diesjährigen Beginnes des Studienjahres und die Aufgaben für die Zukunft fasste der Vorsitzender der Kommission des deutschsprachigen Studienganges der Medizinischen Fakultät der Universität Pécs, Prof. Dr. Péter Than, zusammen.

Verfasst von Rita Schweier

Seit 2013 besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Medizinische Fakultät der Universität Pécs und dem Sächsischen Hausärzteverband (KVS). Die Student*innen absolvieren ihr gesamtes Studium an der Medizinischen Fakultät in Pécs, erwerben dort ihren Abschluss und kehren dann nach Sachsen zurück, um dort als Hausärzte zu praktizieren und sich so für die Unterstützung zu revanchieren. Im September haben 28 junge Menschen aus Sachsen ihr Studium im Rahmen des Modellprogramms „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen” begonnen, dessen Ziel es ist, langfristig zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten in Deutschland beizutragen, wie auch Die Zeit kürzlich berichtete. Dieses Programm dient auch als Modell für Kooperationen mit anderen Partnern und ähnliche Projekte: 2021 hat die Fakultät ähnliche Vereinbarungen mit dem Bundesland Sachsen-Anhalt im Bereich der Zahnmedizin und 2023 mit dem Bundesland Rheinland-Pfalz im Bereich der Allgemeinmedizin geschlossen, an denen jährlich insgesamt 27 weitere Student*innen teilnehmen werden.

Wenigere Bewerber

„In ganz Ungarn haben wenigere Personen eine Bewerbung eingereicht als in den vergangenen Jahren, der Nachlass beträgt 15 bis 20 Prozent. Ein Grund dafür ist, dass wir uns in einem demografischen Wellental befinden, ein weiterer Grund ist, dass es in einigen westdeutschen Bundesländern zu einer Änderung im Zusammenhang mit dem Abitur gekommen ist: Die Ausbildungszeit wurde um ein Jahr verlängert. In diesem Jahr betraf dies auch Bayern, was bedeutet, dass 30.000 Schüler weniger die Mittelschule abgeschlossen haben, was natürlich auch Auswirkungen auf uns hatte. Zu den Gründen gehören auch andere Faktoren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Wir wollten die Standards bei den Zulassungskriterien beibehalten, was ebenfalls zu einem Rückgang der Zahl der zugelassenen Studierenden beigetragen hat”, erklärte Prof. Dr. Péter Than, Vorsitzender des Deutschen Programmausschusses der Medizinischen Fakultät der Universität Pécs.

Er fügte hinzu, dass die neu gegründeten Ausbildungsstätten in Osteuropa sowie die privaten Universitäten in Deutschland den Wettbewerb ebenfalls verschärfen. Darauf deuten auch die Rückmeldungen ihrer Kollegen aus Eszék hin, die im Zusammenhang mit ihrem vor einigen Jahren gestarteten deutschsprachigen Studiengang ebenfalls von rückläufigen Zahlen berichteten, wodurch bei ihnen bereits die Existenzberechtigung der Ausbildung in Frage gestellt wurde.

Er erklärte, dass die 40 Plätze aus Sachsen, die im Rahmen der Ausbildung in Pécs zur Verfügung stehen, nicht besetzen konnten, weil man in Deutschland neben dem demografischen Rückgang auch den Mangel an Hausärzten erkannt und eine verbindliche Quote für die Ausbildung an deutschen medizinischen Hochschulen vorgeschrieben habe. Mit großem Stolz berichtete er, dass einer ihrer Studenten, der bereits zu Hause seine Fachprüfung abgelegt hatte, nach mehr als zehn Jahren Studium eine Hausarztpraxis übernommen habe. Er betonte, dass dies die tatsächlichen Ergebnisse seien, die ihre Partner erwarteten.

Er sagte, dass auch ihre Partner in Rheinland-Pfalz die in ihrem Vertrag vereinbarte Anzahl nicht erfüllen konnten. Sie unterstützen übrigens die Ausbildung von Ärzten in ihrem Bezirk aus einem aus Spenden zusammengetragenen Kontingent und sind sehr zufrieden mit der Ausbildung in Pécs. Sechs ihrer Student*innen haben bereits ihre weiße Arztkittel erhalten. Vorerst ist noch offen, wie die Finanzierung ihrer Studenten in Zukunft aussehen wird, d. h. ob es ihnen gelingen wird, die dafür notwendigen Mittel aufzubringen.

Wachsendes Interesse an der zahnärztlichen Ausbildung

„Ich freue mich, dass ich über positive Entwicklungen in der zahnärztlichen Ausbildung von berichten kann, denn unsere Partner in Sachsen-Anhalt hatten um eine Personalaufstockung in diesem Bereich gebeten, was ihnen fast vollständig gelungen ist. In den letzten drei Jahren haben wir 12 Student*innen ausgebildet, und letztes Jahr wurde darum gebeten, diese Zahl um zehn weitere Personen zu erhöhen. In Absprache mit der Dekanatsleitung und den Mitarbeitern der Klinik für Zahnmedizin und Mundchirurgie ist es uns gelungen, die Quote von 12 auf 20 zu erhöhen, sodass schließlich 20 Student*innen das Studienjahr begonnen haben. Derzeit besteht also der größte Bedarf in diesem Fachbereich, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt, da es sich um eine sehr praxisorientierte Ausbildung handelt”, fügte er hinzu.

Dr. Péter Than sieht den Grund für die Beliebtheit des Zahnarztberufs darin, dass es relativ klar abgegrenzt ist und die Freizeit gut planbar macht.

Der Vorsitzender der Kommission des deutschsprachigen Studienganges der Medizinischen Fakultät der Universität Pécs ist stolz darauf, dass die Student*innen nicht nur zu Beginn ihres Studiums an der Medizinischen Fakultät in Pécs anwesend sind, sondern dass die meisten von ihnen auch hier ihren Abschluss machen. Wie er sagte, konnten sie zum Ende des diesjährigen Studienjahres bereits 57 Diplome verleihen.

Günstige Gebühren

Er ist der Meinung, dass die Gebühren in Pécs im Vergleich zu den Gebühren traditioneller mitteleuropäischer Universitäten, die ein ähnliches Ausbildungsniveau bieten, etwas günstiger sind und nur in der neu eröffneten osteuropäischen Bildungseinrichtungen kostet die Ausbildung weniger. Höhere Preise sind in der Region an deutschen Privatuniversitäten zu beobachten.

Er hob die Wettbewerbsfähigkeit der medizinischen Ausbildung in Pécs in Bezug auf Wohnmöglichkeiten und Lebenshaltungskosten hervor, bezeichnete die studentische Ausrichtung der Ausbildung in den theoretischen Fächern als positiv, erwähnte jedoch als Nachteil, dass in der klinischen Ausbildung keine Patienten in der Muttersprache behandelt werden.

Gute praktische Kenntnisse, sofortige Einsatzfähigkeit

Mit Blick auf die Zukunft betonte er die Bedeutung internationaler Messen für die Popularisierung der Ausbildung und die Förderung weiterer Kooperationen. Er hält es für wichtig, den guten Ruf kontinuierlich zu stärken und eine stabile und zuverlässige Ausbildung zu gewährleisten. Er hob die kontinuierliche Kommunikation mit den Studierenden, den Dialog und die angemessene und effektive Unterstützung sowohl in ihrem Studium als auch in ihrem Alltag hervor.

„Wir haben kürzlich mehrere positive Rückmeldungen von Kliniken in Westdeutschland erhalten, dass unsere Absolvent*innen mit guten praktischen Kenntnissen zu ihnen kommen und sofort in der Krankenhausarbeit eingesetzt werden können. Dies deutet darauf hin, dass das Niveau unserer Ausbildung weiterhin hoch ist, was tatsächlich unser oberstes Ziel ist“, fasste Dr. Péter Than zusammen. 

Foto:

Lajos Kalmár