6. Platz bei der Triathlon-Weltmeisterschaft und Medizinstudium in Pécs – Viktória Kiss über das Duett von Studium und Sport

8 Oktober 2025

Sie ist Sechste bei der Triathlon-Weltmeisterschaft, betreibt aber auch Duathlon und Aquathlon, ist Mitgliederin der Basketballmannschaft der Medizinstudenten und studiert darüber hinaus im zweiten Jahrgang an der Medizinischen Fakultät Pécs.  Die Eltern von Viktoria Kiss sind Ärzte, von ihnen weiß sie, dass man viel lernen muss, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet. Es war keine Überraschung für sie, aber sie musste sich daran gewöhnen, dass es Zeiten gibt, in denen das Studium ihre gesamte Zeit in Anspruch nimmt. Sie strebt eine Karriere als Sportmedizinerin an, möchte aber auch so lange wie möglich weiter Sport treiben. Wir sprachen über Ambitionen, Motivationen und darüber, wie sich das Medizinstudium mit den Herausforderungen des Leistungssports vereinbaren lässt.

Verfasst von Nóra Novreczky

Als Einwohnerin von Pécs zog es Viktória zur Universität Pécs, außerdem begann sie mit dem Triathlon in der Komitats Hauptstadt von Baranya, und das Großstadtleben in Budapest reizte sie nicht besonders. Sie hat sich zwar auch andere medizinische Fakultäten angesehen, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass es große Unterschiede im Ausbildungsniveau zwischen den einzelnen Einrichtungen gab, und so begann sie ihr Studium in Pécs. Sie wird von ihren Eltern unterstützt, weshalb sie unter anderem ihr Studium und den Triathlon miteinander vereinbaren kann.

Neben ihrem Studium und dem Triathlon hat sie auch noch Zeit für den Hochschulsport gefunden: Seit 2024 spielt sie in der Basketballmannschaft der Medimesiterschaften. Laut Viktoria hat sich sowohl auf dem Spielfeld als auch außerhalb einer sehr guten Mannschaft und Gemeinschaft gebildet. Sie spielt hauptsächlich auf der Position der Aufbauspielerin, ihre Aufgabe ist es, das Spiel zu beschleunigen, und aufgrund ihrer Ausdauer wird sie viel später müde als andere. Im Schuljahr 2024/2025 vertrat sie als Sportlerin die Medizinische Universität Pécs bei der Medimesterschaften, wo die Basketballmannschaft den zweiten Platz belegte. Viktória findet, dass das ein gutes Ergebnis ist, da es sich um eine neue, frisch zusammengestellte Mannschaft handelte. Sie dachte, sie würde vor den Spielen nicht nervös sein, da sie eine erfahrene Wettkämpferin ist, aber selbst im dritten Spiel schlug ihr Herz noch heftig, als sie sah, wie viele Menschen sie anfeuerten.

Wie hat dich dein Umfeld unterstützt? Helfen dir deine Eltern in irgendeiner Weise?

Ich bekomme viele Unterstützung und Hilfe von meinen Eltern. Ich lebe jetzt alleine, aber ich besuche sie oft. Fast jedes Mal packen sie mir etwas Leckeres zum Essen ein, genug, um eine ganze Armee zu versorgen. Außerdem sind meine Eltern Absolvent*innen der medizinischen Fakultät, und ich habe viele ihrer Lehrbücher und Notizen zum Studieren bekommen. Da meine Mutter derzeit am Klinischen Zentrum der Universität Pécs in der Abteilung für Medizinische Genetik der Klinik für Kinderheilkunde arbeitet und zuvor am Institut für Biochemie und Medizinische Chemie gelehrt und geforscht hat, kann sie mir auch in diesem Semester sehr helfen.

Warst Du mit deinem familiären Hintergrund für eine Karriere in der Medizin prädestiniert?

Es kam nie zur Sprache, dass ich keinen anderen Beruf wählen könnte und dass ich hierher kommen müsste. Meine Eltern hatten keine solchen Erwartungen an mich. Eine Zeit lang spielte ich mit dem Gedanken, Simultandolmetscherin zu werden, da ich sowohl Englisch als auch Deutsch fließend spreche. Ein ehemaliger Englischlehrer überzeugte mich jedoch davon, dass ich neben meiner medizinischen Karriere auch eine Karriere als Dolmetscherin verfolgen könnte.

Wie kam der Sport in Deinem Leben und warum bist Du schließlich zum Triathlon gekommen?

Ich habe bis zur Mitte der Mittelschule Basketball gespielt und dann ein Jahr lang CrossFit gemacht. Vor ein paar Jahren wollte ich im Sommer arbeiten, aber überall, wo ich mich umsah, suchte man nur Studenten über 18. Jahren. Rettungsschwimmer war der einzige Job, den ich mit 16 machen konnte. Das gefiel mir, weil ich gerne Erste Hilfe leistete und wusste, dass es mit Medizin zu tun hatte, also meldete ich mich für den Kurs an.

Während der Prüfung wurde unsere Zeit gemessen, und wir wurden aufgrund unserer Leistung in das Ausbildungsprogramm aufgenommen, also habe ich vorher trainiert. Wenn ich zurückblicke, glaube ich nicht, dass meine Schwimmzeit besonders gut war, aber ich schaffte es in das bessere Team und war das einzige Mädchen unter vielen Schwimmern und Wasserballspielern. Am Ende der Ausbildung hatte ich eine tiefe Liebe zum Schwimmen entwickelt. Ich habe ein Jahr lang mit dem Basketball aufgehört, aber ich habe die Gemeinschaft vermisst. Also suchte ich nach einem Verein, in dem ich Sport treiben konnte.

Ich habe schon immer gerne gelaufen. Ich sah einen Beitrag eines Triathlon-Trainers aus Pécs in der Social Media und kontaktierte ihn, um zu fragen, ob ich mich den Triathleten anschließen könnte. Im August absolvierte ich mit ihnen das Grundlagentraining und begann dann im Mai und Juni des folgenden Jahres mit Wettkämpfen.

Unterstützen Dich deine Dozenten beim Sport? Wie stehen sie dazu?

Die meisten meiner Dozenten wissen nicht, dass ich an Triathlons teilnehme. Als ich mich letzten Herbst von einer Krankheit erholte, ging ich nicht vollständig genesen zur Prüfung, denn obwohl ich sie hätte verschieben können, wusste ich, dass ich aufgrund der Weltmeisterschaften (2024 World Triathlon Age-Group Championships Torremolinos-Andalucia – Anm. d. Red.) bereits eine Prüfung verpassen würde und ich wollte nicht zwei verpassen. Nach der Prüfung sagte mir mein Dozent, dass ich nicht hätte kommen sollen, solange ich krank war. Meine Kommilitonen wussten von meiner sportlichen Seite, und einer meiner Praktikumsleiter wusste auch, dass ich Triathletin bin. Er schrieb eine Notiz mit den Worten „Go Viki”, während ich bei den Weltmeisterschaften war, ließ sie von der ganzen Gruppe unterschreiben und schickte sie mir. Das war eine nette Geste. Wenn ich jetzt mit leicht nassen Haaren im Unterricht sitze, lächeln wir uns an, weil sie wissen, dass ich wieder schwimmen war.

Was inspiriert Dich in deinem Studium?

Es motiviert mich auf jeden Fall, dass ich Menschen helfen möchte, und mein Ziel ist es, mein Studium fortzusetzen und rechtzeitig meinen Abschluss zu machen. Ich möchte Sportmedizinerin werden, weil ich selbst schon oft verletzt war und die Pflege und Hilfe, die ich von Ärzten erhalten habe, weitergeben möchte. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich diese Vorstellung im Laufe meines klinischen Studiums noch ändern wird. Obwohl ich sie als „Plan B“ betrachte, interessiere ich mich auch für Rettungssanitäter und Notfallmedizin.

Wie bringst Du Studium und Sport unter einen Hut? Kommt es jemals zu Konflikten zwischen deinem Training, deinem Stundenplan und deinem Privatleben? Wie bereitest du dich auf die Prüfungsphasen vor?

Ich habe einen Trainingsplan, nach dem ich mein Leben organisiere, daher ist es für mich unerlässlich zu wissen, an welchen Tagen ich welche Trainingseinheiten habe. Ich gehe früh morgens schwimmen, was sich relativ leicht in meinen Tagesablauf integrieren lässt. Während der aktuellen Vorlesungszeit bin ich normalerweise am frühen Nachmittag fertig und habe dann den Rest des Tages relativ frei. Dann nehme ich an anderen Trainingseinheiten teil.

Was mir am Triathlon gefällt, ist, dass man ihn als Team betreiben kann, aber auch alleine. Man braucht weder viel Ausrüstung noch einen bestimmten Ort. In meinem Fall sind nur die Intervall-Lauftrainings geplant. Während dieser Trainingseinheiten laufen wir auf der Bahn, während die Trainer unsere Leistung messen, wie viel und wie schnell wir laufen. Die Trainer helfen uns während dieser Trainingseinheiten, aber wenn wir mit unseren Teamkollegen laufen gehen, begleiten sie uns nicht. Das Gleiche gilt für das Radfahren. Manchmal fahre ich alleine Rad, aber ich kann auch mit anderen vereinbaren, gemeinsam Rad zu fahren.

Was Prüfungsphasen angeht, bin ich noch ein bisschen unerfahren. In solchen Zeiten trainiere ich normalerweise einmal am Tag, während ich während des Semesters durchschnittlich zweimal am Tag trainiere, manchmal auch öfter. Wenn ich mich hauptsächlich auf meine Prüfungen konzentriere, versuche ich dennoch, mein bisher erreichtes Fitnessniveau zu halten. Manchmal gehe ich zur Laufbahn der Universität und kehre nach dem Training zur Fakultät zurück, um meinen Tag fortzusetzen. Radfahren war zu dieser Zeit die Sportart, die für mich weniger Priorität hatte.

Wenn Du so viele Dinge tust, wann findest Du Zeit zum Ausruhen? Was zählt als Ausruhen?

Sonntags mache ich auch eine Pause und ruhe mich aus. Während der Vorbereitungsphase gehe ich manchmal länger laufen, aber das finde ich nicht anstrengend. Im Grunde betrachte ich Ausruhen als eine aktive Form der Erholung, aber ich schaue auch gerne Fernsehserien oder lese Bücher. Auch das Kochen selbst ist für mich eine Form der Entspannung.

Auf welche Deiner Leistungen bist Du besonders stolz?

Am stolzesten bin ich auf meinen sechsten Platz bei den Weltmeisterschaften, wo ich gegen 43 andere Triathleten in der Altersklasse 20-24 angetreten bin. Sie kamen aus vielen verschiedenen Ländern, daher war ich anfangs etwas unsicher. Ich hatte noch nie auf so hohem Niveau an einem Wettkampf teilgenommen und wusste daher nicht, was mich erwarten würde. Außerdem bedeutet mir mein Ergebnis bei den diesjährigen nationalen Kurzstreckenmeisterschaften sehr viel, da ich eine bessere Zeit als im letzten Jahr gelaufen bin.

Soweit ich weiß, betreibst Du neben Triathlon auch Duathlon und Aquathlon. Welche treibst Du lieber?

Am liebsten mag ich Triathlon, aber auch Duathlon liegt mir sehr am Herzen, da man dabei nicht schwimmen muss. In dieser Disziplin fühle ich mich etwas schwächer als in den beiden anderen. Dennoch ist Triathlon meinen Lieblingssport, da ich hier meine Grenzen mehr ausreizen kann und mich mehr anstrengen muss.

Als Triathleten bekommen alle einen Einblick in die Welt des Duathlons und Aquathlons, und es sind meist Triathleten, die an diesen Wettkämpfen teilnehmen. So habe ich auch angefangen. Über die gesamte Saison betrachtet sind Duathlon-Wettkämpfe hervorragende Vorbereitungs- und Abschlusswettkämpfe, da man bei kühlerem Wetter Rad fahren und laufen kann, während Radfahren bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad nach dem Schwimmen im offenen Wasser nicht sehr angenehm ist.

Was sind Ihre Pläne?

Ich möchte das tägliche Lernen in mein Leben integrieren. Wenn ich nur 1–2 Stunden dafür aufwende, bin ich viel weiter vorne, und ich werde mir die Prüfungszeit erleichtern, wenn ich mich im Voraus vorbereite.

Welche Botschaft würdest Du denen mitgeben, die an der Medizinischen Fakultät der UP studieren möchten und gleichzeitig Leistungssportler sind, aber befürchten, dass sie Schwierigkeiten haben werden, beides unter einen Hut zu bringen?

Ich denke, solange das Training ihr Studium nicht beeinträchtigt und sie Spaß daran haben, sollten sie auf keinen Fall damit aufhören. Für mich hat das Studium gerade erst begonnen, aber mit gutem Zeitmanagement, Fleiß und Bescheidenheit kann jeder auch Sportlerin bleiben. Es ist wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Zu diesem Lebensstil gehört auch, dass es unwahrscheinlich ist, dass jemand während seines Medizinstudiums Olympiasieger wird. Wenn jemand denkt, dass es unmöglich ist, Sport zu treiben, während man 10 bis 12 Stunden am Tag lernt, möchte ich diese Vorstellung widerlegen, denn regelmäßige Bewegung ist auch während der Prüfungszeit von Vorteil.

Fotos:

Dávid Verébi

MEFS.hu/Rezi Bence