Die Mai 2020. Ausgabe der ungarischen Zeitschrift von National Geographic enthält auf der Titelseite und auf den ersten 15 Seiten mehrere Schriften und Fotos über das Virologielabor des Szentágothai János Forschungszentrums der Universität Pécs und seine laufenden Forschungen. Ein Material aus den vorgestellten Materialien wurde mit dem internationalen und immateriellen Preis „Best Edit” ausgezeichnet, das amerikanische Magazin übernimmt zwei große Fotos und 23 weitere Partnerländer sind dafür ebenfalls interessiert. Wir hatten ein Gespräch mit Dr. Ferenc Jakab Professor, wissenschaftlicher Direktor des Szentágothai János Forschungszentrums der Universität Pécs und Leiter des virologischen Forschungsteams sowie Leiter der Coronavirus-Forschungsaktionsgruppe über die Erscheinung in der Zeitung und über den Hintergrund und den Ergebnissen der aktuellen Forschungen.
Verfasst von Rita Schweier
- Warum hat sich der Kollege von National Geographic mit Ihnen in Verbindung gesetzt?
- Das Magazin betreibt eine Mentor-Lehrling-Druckspalte mit dem Ziel, junge Studenten, Gymnasiasten für bestimmte Berufe und Berufsfelder zu ermutigen. Letztes Jahr ist Dr. Zsuzsanna Helyes Forschungsärztin, Universitätsprofessorin mit einer ihrer Studentinnen in dieser Druckspalte erschienen. Danach einigten wir uns mit Tamás Vitray Jr., Chefredakteur des Magazins, darauf, dass wir aufgrund unseres einzigartigen Virologielabors im Land auch einen ähnlichen Artikel machen könnten. Das geschah jetzt, während der Pandemie. Ich hatte ein Mentor-Lehrling-Interview - mit meinem Kollegen Dr. Gábor Kemenesi - darüber, wie wir jungen Menschen auf ihrer Laufbahn helfen, welche Möglichkeiten sie haben, und es wurde auch über die aktuellen Forschungen des Labors geschrieben. Es waren insgesamt 15 Seiten mit zwei großen Fotos. Die ungarische Ausgabe von National Geographic war die erste, die sich mit COVID befasste, und die Amerikaner werden sich darüber auch im Juni oder Juli befassen. Nach ein wenig Diskussion haben wir es geschafft, auch in dieser Ausgabe mit den Fotos über unser Labor vorgestellt zu werden, und es handelt sich auch darum, dass ein Teil des Artikels übernommen wird, aber das ist noch nicht sicher. Es sollte angemerkt werden, dass die Amerikaner aus zehntausenden ein gutes Bild auswählen, also falls es uns gelingt, es ist eine großartige Leistung. Weitere 23 Partnerländer zeigten Interesse an den Fotos und dem Thema.
- Einer der Gründe, dass Sie kontaktiert wurden, und dass Sie präsentiert werden, könnte wahrscheinlich die Tatsache sein, dass Ihr Labor und Ihre Forschungen in Europa mittlerweile bekannt sind.
- Glücklicherweise ist das der Fall, wir haben mehrere Kooperationen mit den Engländern, Franzosen und Italienern. Unser Labor ist einzigartig in Mitteleuropa und eines der besten in ganz Europa. In Bezug auf die Forschungen versuchen wir, Ergebnisse zu erzielen, indem wir uns auf drei Säulen konzentrieren: Die erste besteht darin, die Epidemie zu kontrollieren und die Substanzen gegen die Infektion zu testen; die zweite ist die molekulare Analyse, die eine internationale Anerkennung mit sich brachte, da die ersten ungarischen Sequenzen und der erste europäische Vergleich in unserem Labor durchgeführt wurden. Das ist der Fall auch mit der ersten weltweiten Clusteranalyse. Die dritte Säule bezieht sich auf die Gentests. Wir analysieren, wie sich das Virus verändert, wo es sich bewegt, wo es sich ausbreitet, und untersuchen die Veränderungen seines Fortpflanzungsmaterials und all dies könnte für die zukünftige Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen wichtig sein. Es ist wichtig anzumerken, dass dies das Ergebnis einer sehr ernsthaften Zusammenarbeit zwischen der Universität und dem Forschungszentrum ist. Ich bin stolz darauf, dass es mir gelungen ist, ein Team auf internationaler Ebene zu rekrutieren, nachdem unser Ministerpräsident mich mit der Leitung dieser Forschungsgruppe beauftragt hatte. Die Anzahl unserer Teammitglieder steigt, immer mehr Kollegen schließen sich uns an. Inzwischen ist unsere Gruppe zu einem weitergezweigten Baum geworden, in dem wir eng miteinander verbunden sind. Wissenschaft ist nun so, nur so können wir wirksam arbeiten, da Forschung keine eigenständige Aktivität ist.
- Gab es zuvor in einem anderen Thema nationale Zusammenarbeit auf solchen Niveau?
- In meinem Wissenschaftsbereich sicher nicht, und es ist auf dem Gebiet der Virologie beispiellos. Natürlich gab es einige Kollegen, die sich aus der Zusammenarbeit zurückzogen und aus beruflicher Eifersucht oder aus anderen Gründen nicht beitreten wollten. Ich denke jedoch, dass ein solches Verhalten für das Land moralisch schädlich sein kann.
- Wie viele Mitglieder hat Ihr Team derzeit?
- Das ist schwer zu beantworten, ich möchte eher erwähnen, wo und mit wem wir in Verbindung stehen: die Universität Szeged und Debrecen, die Universität Semmelweis, mehrere Institutionen des Eötvös Loránd Forschungsnetzwerk, die Universität für Veterinärmedizin und natürlich mehrere Einheiten der Universität Pécs. Vier Leiter leiten die Forschungen innerhalb der großen Gruppe: einer an der Universität Debrecen, der andere im Eötvös Loránd Forschungsnetzwerk, der dritte an der Universität Semmelweis und der vierte an der Universität Pécs. Viele Forscher arbeiten unter ihrer Leitung, meiner Schätzung nach liegt ihre Zahl zwischen 50 und 100. Die gesamte Aktionsgruppe wird von mir koordiniert.
- Wie viele Forscher arbeiten nur im Labor von Pécs?
- Insgesamt fünfzehn, aber nur zwölf Mitglieder sind in der Kernmannschaft. Wir brauchten drei weitere Kollegen, um uns bei der Diagnostik zu helfen. Während der Forschung wechseln sich meine Kollegen im BSL-4-Labor. Unsere Kernaufgabe im Szentágothai Forschungszentrum wäre die Forschung, aber derzeit haben wir auch andere Aufgaben. Seit dem 1. Februar testen und untersuchen wir die ausländischen Studenten, seitdem beteiligen wir uns aktiv am Kampf gegen die Epidemie. Seit dem 16. März haben auch provinzielle Labors die Möglichkeit der Diagnostik und seitdem werden alle Vorbereitungen in unserem Labor durchgeführt. Das infektiöse Material kommt hier an, die infektiösen Proben werden hier verarbeitet, das Fortpflanzungsmaterial des Virus wird hier extrahiert und um die eigentlichen PCR-Tests durchzuführen werden sie von hier an die Abteilung für Labormedizin geschickt.
Diagnostik und Forschung ist es schwierig zusammen durchzuführen, meine Kollegen sind unbeschreiblich müde, weil sie keine Wochenenden haben. Patientenproben kommen zwei- bis dreimal am Tag an und müssen schnell verarbeitet werden, damit das Labor daraus Ergebnisse erstellen kann. In Bezug auf die Forschungstätigkeit und die Prüfung von Substanzen gibt es bereits mehr als 400 Verbindungen, die wir in unterschiedlichen Konzentrationen und bei wiederholter Analyse analysieren müssen. Dies bedeutet also tatsächlich mehr als tausend Tests. Es ist ein sehr anspruchsvoller, langer, zeit- und energieintensiver Vorgang.
Ich finde es interessant, dass dieses Labor Stufe 4 im Jahr 2017, als es durch eine GINOP-Ausschreibung eingerichtet wurde, gemischte Resonanz fand. Einige meiner Kollegen haben nicht verstanden, warum genau wir es hier brauchen würden. Es gab Gerüchte, dass wir die ganze Stadt infizieren würden, wenn wir hier ein solches Labor hätten. Leider hat das Leben die Notwendigkeit unseres Labors innerhalb von weniger als drei Jahren gerechtfertigt, und es wäre ein Fehler zu glauben, dass diese Epidemie die erste und auch die letzte ist.
-Was genau sind die Aufgaben der Kollegen in Szeged, Debrecen und dem Rest der Forschungsgruppe?
- Sie führen die Forschungen durch. Die Kollegen in Debrecen haben zum Beispiel neue chemische Verbindungen für uns synthetisiert, die sie hierher schicken, wir analysieren und testen sie, dann verändern sie diese und dann testen wir sie erneut. Andere Kollegen testen bereits vorhandene Medikamente auf unglaublich seriösen Computer- und mathematischen Modellierungssystemen, um das Virus zu stoppen. Dies ist das sogenannte Repositionieren oder Neuausrichtung der bereits vorhandenen Medikamente. Es ist heutzutage ein sehr modisches Feld, es gibt laufende Forschungen sowohl in Amerika als auch in Europa. Hoffnungsvoll war zum Beispiel das Hidroxychloroquin, dessen Relevanz jedoch bereits in Frage gestellt wurde. Diese Testmethode ist einfacher, da wir die Experimente der Phasen 1 und 2 nicht durchlaufen müssen, da es sich bereits um zugelassene Substanzen handelt, die sie in den Regalen von Apotheken zu finden sind. Daher ist es viel einfacher, sie sofort bei Untersuchungen und Behandlungen einzusetzen.
- Was bedeutet Ihre koordinierende Rolle? Wie läuft ein Tage von Ihnen?
- Ich verbringe eigentlich sehr wenig Zeit im Labor. Meine Aufgabe ist es, die Forschungspfade durchzuschauen und neue zu beginnen, sie zu überwachen und die Arbeit zusammenzuhalten. Ich muss viel nach Budapest reisen, die Aktionsgruppe trifft sich alle 48 Stunden unter der Leitung des Ministerpräsidenten und ich bin in den meistens anwesend. Ich besuche regelmäßig das Ministerium für Innovation und Technologie, um mich mit Minister László Palkovics abzustimmen, da die meisten Ausschreibungen vom Ministerium finanziert werden. Natürlich habe ich auch berufliche Fragen vor mir: Wohin sollen wir weiter gehen, was und wann können wir tun?
- Gibt es genug Profis? Sind Sie mit der aktuellen Forschungsstruktur zufrieden?
- Wir haben genug Fachkräfte und ich bin auch mit der Struktur und mit allem, was wir bisher erreicht haben, zufrieden. Wir haben in den letzten zwei Monaten wirklich signifikante Ergebnisse erreicht. Erwähnen wir nur die beispielhafte nationale Einheit, die sich gebildet hat. Viele Publikationen von Hauptautoren und Co-Autoren wurden bereits veröffentlicht oder sind derzeit in Bezug auf unsere Arbeiten im Prozess, was als außergewöhnlich gut anzusehen ist.
Wir haben kürzlich die Nachricht erhalten, dass der erste 75-jährige Patient, der an der Semmelweis Universität eine Blutplasmatherapie erhalten hat, jetzt nicht mehr an der Atemmaschine ist. Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Unternehmen ist auch in diesem Fall zustande gekommen, da ein Teil des notwendig Experimente und Untersuchungen hier in Pécs unter der Kooperation von Dr. Tímea Berki Universitätsprofessor und unser Virologieteam realisiert wurden. Danach wurden die Patienten mit dem Serum behandelt. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl zu wissen, dass wir durch unsere Forschungen das Leben eines Patienten gerettet haben. Ich bin auch sehr optimistisch in Bezug auf die Substanztests, da es einige vielversprechende gibt. Vielleicht können wir einige herausbringen, die auch in der Therapie getestet werden können, aber nicht im Moment, sondern in der Zukunft.
-Es ist wahrscheinlich immer noch frustrierend, dass Sie gegen die Zeit arbeiten.
- Ja tatsächlich, da wir schnell Ergebnisse erzielen müssen und die Erwartungen an uns hoch sind. Wunder sind jedoch nicht zu erwarten. Ich glaube, dass die meisten unserer Experimente zur Vorbeugung oder Therapie während der zweiten Welle der Epidemie nützlich sein werden. Das Ganze ist wie ein Krieg, in dem wir die Soldaten sind und auf jeden Fall kämpfen müssen. Keine Pausen. Wir hoffen, dass Kriegsopfer so gering wie möglich werden.