Die Leitung der Medizinischen Fakultät und die der Pharmazeutischen Fakultät sind bereit, die Forschungstätigkeit der Studierenden der ungegliederten Studiengänge (Allgemeine Humanmedizin und Zahnmedizin, Pharmazie), die im Rahmen des Wissenschaftlichen Studentenzirkels eine herausragende Leistung vorweisen, ab dem Sommersemester 2021/2022 mit einem Stipendium zu unterstützen, um nach dem Abschluss den PhD-Grad zu absolvieren. Bewerben können sich die Studierende, die in dem letzten oder vorletzten Studienjahr der graduellen Ausbildung sind und im Wissenschaftlichen Studentenzirkel eine herausragende Leistung aufweisen können. Die Bewerbungen werden im Januar eingereicht werden können.
von Rita Schweier
Prof. Dr. Tibor Ertl, der Beauftragte des Dekans für Fach- und Weiterbildung, spielte eine bedeutende Rolle bei der Ausarbeitung des Stipendiums.
- Im Ausland habe ich darüber Erfahrungen gesammelt, dass die graduelle und die postgraduale Ausbildung der Medizinstudenten an manchen Universitäten parallel laufen. An der Staatlichen Universität Iowa wurde das Kurrikulum zum Beispiel so erstellt, dass die Studierende bei der Diplomverleihung sowohl den Titel Dr. Med. als auch den Titel PhD erhielten. Dies kann in der normalen Periode von 4 Jahren nicht absolviert werden, das Studium verzieht sich, aber die Kurse laufen parallel: einmal steht die medizinische Ausbildung im Vordergrund, das andere mal der PhD-Programmbereich. Vor zwei Jahren haben wir uns zuerst damit befasst, wie wir die überragende Arbeiten und Ergebnisse der Studierenden des Wissenschaftlichen Studentenzirkels nutzbar machen könnten, um sie in das PhD-Studium integrieren zu können, um die Zeitspanne der PhD-Ausbildung abzukürzen.
-Warum ist es gerade jetzt aktuell geworden?
- Die Verhandlungen haben sich beschleunigt, weil die Beschäftigungsverhältnisse der Ärzte in der Facharztausbildung sich verändert haben und das zeigte sich auch in den Finanzen zwischen Ärzte in Facharztausbildung und PhD Studenten in Vollzeit – zum Vorteil der Ärzte. Dies verringert weiter die Chance, dass jemand sich nach dem Diplom für das Vollzeit-PhD-Studium entscheidet.
Es besteht aber der Bedarf an solchen Studierenden, da die Leitung der Fakultät die kommende Generation an Lehrkräften, Forscher und Kliniker in die Hände von Fachleute mit einem PhD-Titel geben möchte. Es bestehe noch die Möglichkeit, dass jemand gleichzeitig Vollzeit-PhD-Student ist und in Vollzeit als Arzt in Fachausbildung arbeitet. Wir wissen aber, dass dies fast unmöglich ist, da beide Gebiete eine ganze Person erfordern und deswegen auch von der Staatlichen Zentraldirektion der Kliniken nicht unterstützt wird. Die Studierende im 5-6. Studienjahr dürfen aber schon eine Art wissenschaftliche Arbeit leisten, die in der Form von Publikationen veröffentlicht werden und die als Grundlage zur PhD-Ausbildung dienen könnten. In Ungarn gibt es dafür schon Beispiele an anderen Universitäten.
Frau Prof. Dr. Júlia Szekeres, Vorsitzende des Rates für Promotion und Habilitation schätzt die Anzahl der Interessenten auf 10 Personen, die sich für diese Ausschreibung bewerben werden.
- Obwohl die Plätze nicht limitiert sind, meine ich – wie es sich auch am Beispiel der Universität in Budapest zeigt –, dass es maximal zehn solche Studierende geben wird, die eine Bewerbung einreichen werden, da in den Bewerbungsbedingungen mehrere Jahre aktive Mitarbeit im Wissenschaftlichen Studentenzirkel und wissenschaftliche Ergebnisse vorgeschrieben sind, die in die PhD Dissertation eingebaut werden können.
- In welchem Studienjahr lohnt es sich dafür zu bewerben?
- Je früher, desto besser. Da das Programm erst jetzt startet, kann es auch solche Studierende geben, die es erst im 6. Studienjahr trifft. Wir möchten nicht, dass sie von dieser Chance entfallen, da es sein kann, dass sie bis dahin Forschungsergebnisse aufweisen können und damit eine Chance auf die Bewerbung haben. Ideal wäre, wenn der Studierende sich im 5. Studienjahr bewerben würde, da er oder sie in diesem Fall noch zwei Jahre hätte, um die Voraussetzungen zu erfüllen.
- Diese sind aber recht streng.
- Genau, aber sie sind nicht unerfüllbar. Der Bewerbung muss ein Empfehlungsschreiben vom Themenleiter beigefügt werden, der – da er/sie den/die Studierenden gut kennt – im Stande ist zu beurteilen, ob der/die Studierende die Voraussetzungen in der gegebenen Zeitspanne erfüllen kann oder eben nicht. Es müssen auch die bisherigen Forschungsergebnisse, Präsentationen an verschiedenen wissenschaftlichen Konferenzen oder an Konferenzen des Wissenschaftlichen Studentenzirkels, gegebenenfalls Publikationen, das heißt die Zusammenfassung der bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten des/der Studierenden beigefügt werden. Anhand von diesen Dokumenten wird das Komitee evaluieren können, ob er/sie die Anforderungen in zwei Jahren erfüllen kann. Mit der Teilnahme an den PhD Kursen und mit der Forschungstätigkeit müssen die für die ersten zwei Jahren erforderliche Anzahl an Kreditpunkten erworben werden, um die Abschlussprüfung mit dem Diplom gleichzeitig ablegen zu dürfen. Erst danach kann das PhD-Studium fortgesetzt werden, das heißt, dass das PhD Studium auf zwei Jahre gekürzt wird.
- Eine Subvention von 140.000 Forint pro Monat bietet dazu eine große Hilfe.
- Tatsächlich ist das kein Kleingeld. Die PhD Studenten bekommen die gleiche Summe in den ersten zwei Jahren der Ausbildung, in den folgenden Jahren schon 180.000 Ft. Das PhD ist eine Voraussetzung der akademischen Karriere, eine Erwartung, wenn jemand den Titel „außerordentlicher Professor” erwerben möchte. Im Rechtsverhältnis im Gesundheitswesen spielt dies hingegen keine Rolle, da ist nur der Alter maßgebend. Nach dem Bestehen der Facharztprüfung gibt es einen Sprung im Gehalt, und er wächst mit der Zeit weiter, ohne extra Leistungen erbringen zu müssen. Nichtsdestotrotz gibt es immer Kollegen, die uns Ausland ziehen möchten. Dann zählt es, ob sie eine PhD haben oder eben nicht.
- PhD hat auch ein Prestigewert.
- Genau. Deswegen nehme ich an, dass wir einige Bewerbungen erhalten werden und ich hoffe, dass viele von ihnen in den theoretischen Instituten bleiben werden. Es ist eine Win-win Situation: Der Institute tut es gut einen PhD Studierenden zu haben, mit einem Diplom in Medizin und es ist auch für den Studierenden von Vorteil, dass damit die Karriere beschleunigt werden kann. Nach dem Abschluss stehen die frisch gebackenen Ärzte vor zahlreichen Zukunftsperspektiven: sie können das Studium der PhD-Ausbildung mit einem Stipendium fortsetzen und das Studium in zwei Jahren absolvieren, oder sie können ihre Karriere auch als Arzt in der Facharztausbildung fortsetzen und das PhD damit parallel als Fernstudium absolvieren.
- Können die Bewerbungen schon im nächsten Jahr eingereicht werden?
- Ja, wir erwarten die Bewerbungen im Januar, da das zweite Semester bereits im Februar beginnt – genau wie die PhD-Ausbildung. Alle Informationen dazu finden die Studierende auf der Webseite des Promotions- und Habilitationsbüro.
Frau Prof. Dr. Erika Pintér, Direktorin des Rates des Wissenschaftlichen Studentenzirkels hat in enger Zusammenarbeit mit Dr. Júlia Szekeres mehrere Monate lang untersucht, wie der Erwerb des PhD Titels an anderen Universitäten unterstützt wird. Ein ähnliches System existiert bereits seit 2018 mit 10-15 Studierenden an der Semmelweis Universität in Budapest. Die Erfahrungen dieses Systems haben sie zur Verwirklichung der Ideen in Pécs verholfen.
- Wie viele Studierende hat aktuell die Fakultät im Wissenschaftlichen Studentenzirkel?
- Wir haben mehr als 250 registrierte Studierende im Wissenschaftlichen Studentenzirkel. Das ist eine relativ hohe Anzahl, aber richtig aktiv davon sind weniger als 100 Studierende. Sie sind diejenige, die im Stande sind, eine Fakultätsarbeit zu verfassen und diese an den Konferenzen des Wissenschaftlichen Studentenzirkels vorzutragen.
- Was meinen Sie, wird diese Preisausschreibung das Interesse von diesem engen Kreis erwecken können?
- Da bin ich mir ganz sicher. Ich habe mich schon mit Studierenden im 4., 5., und 6. Studienjahr unterhalten, die großes Interesse für die Wissenschaften haben. Diejenige, die mit der Arbeit im Wissenschaftlichen Studentenzirkel rechtzeitig angefangen haben, sehen diese Preisausschreibung als eine hervorragende Chance. Die Studierende im 6. Studienjahr bedauern, dass diese Möglichkeit erst ab nächsten Februar offen steht. Diejenige können sie in Anspruch nehmen, die engagiert forschen und die auch von dem Themenleiter aktiv unterstützt werden. Die Bewerber müssen konkrete Leistungen erbringen, und auf die Verpflichtungen der Ausschreibung eingehen müssen. Eine Masse an Bewerbungen sind daher nicht zu erwarten. Wenn wir um die 8-10 Bewerbungen erhalten werden, haben wir schon viel gewonnen, da wir unsere beste Studierende nicht verlieren. Es ist von großem Vorteil, wenn wir sie schon als Student in den Unterricht einbeziehen können, wie z. B. im Anatomie Institut, wo das System der Demonstratoren gut funktioniert. Dies kann für sie natürlich ein Bonus im Gehalt mit sich ziehen. So ist dieser Gehalt zusammen mit dem Stipendium beinahe mit dem Gehalt der Junior Ärzte in Facharztausbildung konkurrenzfähig.
- Neben der Vortrefflichkeit, Bereitschaft und Engagement der Studierenden spielt auch die Motivation von Ihrer Seite eine erhebliche Rolle.
- Ohne Zweifel. Wenn in einem Institut international anerkannte Forschungen geführt werden und die jüngeren Kollegen – Assistenzprofessoren, außerordentliche Professoren, wissenschaftliche Assistenten – engagiert sind, die junge Generation zu unterstützen, dann kann man große Erfolge erreichen. Denn meine Erfahrungen als Vorsitzende des Wissenschaftlichen Studentenzirkels in den letzten anderthalb Jahren bestätigen, dass die Studierende tatsächlich bereit sind zu lernen. Auch meine größte Befürchtung ist, dass in den theoretischen Instituten die Stellen für junge Lehrkräfte leerlaufen, da die Ärzte und Pharmazeuten sich immer mehr an die Praxis orientieren. Es gibt zwar hoch qualifizierte Biologen und Chemiker, aber bestimmte Disziplinen – unter anderem auch die Pharmakologie – können nur von Lehrkräften mit Ärzte- oder Pharmazie-Diplom unterrichtet werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es eine kleine Gruppe entsteht, deren Mitglieder Anspruch auf die wissenschaftliche Arbeit haben, die auf internationaler Ebene kompetent werden, die sich an Konferenzen und Foren hervorragend behaupten können und die Artikel in angesehene Zeitschriften publizieren werden. Ihre Existenz und Präsenz könnte der ungarischen Wissenschaft, und natürlich auch dem Niveau des Unterrichts an der Medizinischen Fakultät der Universität Pécs einen großen Schub geben.