Laut des Verbands amerikanischer Ärzte wird die Bewältigung der weitreichenden gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu einem eigenen Bereich werden, und laut der WHO können die mit dem Klimawandel verbundenen Todesfälle bis 2050 um eine Viertelmillion zunehmen; aber in der medizinischen Ausbildung taucht das Thema derzeit kaum auf. Die Medizinische Fakultät der Universität Pécs hat eine Führende Rolle in der Entwicklung von Mustermaterialien für internationale Pionierarbeit.
Hitzewellen – dramatische Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dauerhaft hohe UV-Strahlung – Zunahme von Hautkrankheiten und -anomalien. Dies sind wahrscheinlich die offensichtlichsten Beispiele für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit, aber sie sind in Wirklichkeit viel umfassender und haben auch heute noch Konnotationen zur gesamten Gesundheitsbranche. Ihre systematische Behandlung liegt noch in der Zukunft, was meist darauf zurückzuführen ist, dass der Klimawandel in der medizinischen Ausbildung nicht wirklich auftaucht. Aus diesem Grund wurden die CLIMATEMED-Projekte ins Leben gerufen, und unter der Führung von Medizinischen Fakultät der Universität Pécs ist die internationale Entwicklung von Studienmaterialien im Gange.
„Es ist wichtig, beim Klimawandel zwischen negativen Auswirkungen auf Menschen und auf die Versorgungssystem zu unterscheiden“ – sagt Dr. János Girán, außerordentlicher Professor im Institut für Präventivmedizin der Medizinischen Fakultät, professioneller Leiter des Projekts. „Die persönlichen Auswirkungen können natürlich schwerwiegend sein, aber dies kann noch verschlimmert werden, wenn das Versorgungssystem und ihre Arbeiter nicht richtig vorbereitet sind.“ Die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind überraschend weit verbreitet, und es gibt Risiken, an die wir vielleicht nicht einmal denken.
„Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich, wie wichtig es ist, unsere Haut am Strand vor der UV-Strahlung zu schützen, aber viel weniger denken daran im Alltag– und dabei ist noch nicht einmal erwähnt, dass hohe UV-Strahlung neben dermatologischen auch Sehprobleme verursachen kann. Das Auftreten neuer Krankheitsüberträger wie verschiedene Mücken und Parasiten hat einen noch größeren Effekt, da sie jetzt auch hier überleben können; und sie können Krankheiten verbreiten, die in unserer Gegend bisher unvorstellbar waren, daher ist deren Diagnose und Behandlung für die meisten Ärzte keine alltägliche Aufgabe“, listet der Experte auf.
Darüber hinaus gibt es weniger offensichtliche Zusammenhänge, zum Beispiel die durch den Klimawandel verursachten psychischen Probleme: Klimaangst und posttraumatische Belastungen durch die immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen. Der Klimawandel kann unsere Gesundheit und damit die gesamte Versorgungssystem weniger dramatisch beeinflussen: János Girán und seine Kollegen untersuchen die Auswirkungen immer häufigerer Änderungen des atmosphärischen Drucks auf Patienten mit Atemwegserkrankungen.
Trotz der langen Liste von Beispielen taucht der Klimawandel kaum in Studienmaterialien an medizinischen Fakultäten auf: der Internationale Verband der Medizinstudenten (IFMSA) führte 2019 eine Umfrage durch, deren Ergebnisse zeigen, dass nur 15 % der befragten 2817 Mediziner der Universitäten weltweit einen Kurs zu diesem Thema haben.
Die im Rahmen des Erasmus+-Programms der Europäischen Union realisierter Entwicklung von Bildungsmaterialien hat mehrere Ziele festgelegt. Die erste ist die Entwicklung eines 14-wöchigen Kurses, der ein ganzes Semester dauert und sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Behandlungen oder vorbeugenden Methoden befasst. János Girán ist jedoch der Ansicht, dass das Studienmaterial an der Medizinischen Fakultät bereits überladen ist. Daher werden sie neben dem eigenständigen Kurs auch einen Studien- und Methodenleitfaden für „Sensibilität“ entwickeln, der Dozenten dabei helfen wird, Wissen über den Klimawandel in bestehende Kurse zu integrieren. Schließlich ist es wichtig, das Wissen über die Auswirkungen des Klimawandels in die Arbeit der niedergelassenen Ärzte zu integrieren, wofür Fortbildungsmaterialien entwickelt werden.
Das von der Medizinischen Fakultät geleitete Konsortium umfasst auch das Zentrum für Nationale Volksgesundheit, die irische National University of Ireland, das University College Cork, die Medizinische und Pharmazeutische Universität von Marosváráshely und die Organisation Novi Sad Centar za zdravlje, vežbanje i sportske nauke. Bis Herbst 2024 soll das Material fertig sein und allen europäischen medizinischen Universitäten zur Verfügung stehen.
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